Umbenennung der Oberbrucher Carl-Diem-Straße vertagt

Auf Antrag der SPD-Fraktion befaßte sich der Haupt- und Finanzausschuss des Rates der Stadt Heinsberg auf seiner letzten Sitzung mit der Umbenennung der Carl-Diem-Straße in Heinsberg-Oberbruch. Fraktionsvorsitzender Ralf Herberg begründete den Antrag damit, dass es sich bei Carl Diem um eine Person gehandelt hat, die den ideologischen und politischen Wertvorstellungen der Nationalsozialisten sehr nahe gestanden und sie verherrlicht habe.

Carl Diem rief am 18. März 1945 in einem flammenden Appell bei der so genannten „Sparta-Rede“ vor dem HJ-Volkssturmbataillon im Kuppelsaal des Sportforums in Berlin, Reichssportfeld, 2000 Kindern und Jugendlichen zu: „Wunderbar ist der Tod, wenn der edle Krieger für das Vaterland fällt.“ Nach dieser Rede unternahmen die Jugendlichen den hoffnungslosen Versuch, das von den Russen besetzte Olympiafeld zurück zu erobern. 2000 von ihnen wurden getötet und schwer verletzt.

Herberg wies in seiner Stellungnahme darauf hin, dass zahlreiche Städte in der Bundesrepublik Deutschland sich von Carl Diem distanziert haben. So seien in Köln, Bergisch-Gladbach, Mülheim an der Ruhr, Offenbach, Frechen, Hanau und der Geburtsstadt Würzburg bereits Umbenennungen vorgenommen worden. Auch der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) distanziert sich von ihm und bezeichnet das Gedankengut des ehemaligen Sportfunktionärs als „undemokratisch, nationalistisch, inhuman und rassistisch“. Eine nach ihm benannte Medaille wird nicht mehr vergeben.

Für die Verwaltung führte der 1. Beigeordnete Klaus Wolfgang Dieder aus, dass ein Gutachten zur Person von Carl Diem in Auftrag gegeben worden sei, dessen Ergebnis noch nicht bekannt sei. Dies war für die CDU-Fraktion Anlass einen Antrag auf Vertagung zu stellen, der dann vom Ausschuss gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und Teilen der FDP-Fraktion angenommen wurde.