Darf man jemanden kritisieren, den man mag?
Es geht hier nicht darum, Georg Schmitz persönlich einen mitzugeben. Ich mag Georg Schmitz sehr, ich habe mich von ihm trauen lassen, kenne ihn, seit ich ein Kind war und kann mich noch gut an seinen Plattenladen und seine Videothek erinnern. Das ist die persönliche Ebene. Ich will es mit folgendem Beispiel aus der Schule erklären: „Herr Grundmann, kann es sein, dass sie mich nicht mögen?“ „Wie kommst Du denn auf sowas?“ „Naja ich habe eine fünf in der Arbeit bekommen.“ „Die fünf hat nichts damit zu tun, ob ich dich mag oder nicht, ich hab deine Leistung bewertet und die ist nun mal leider fünf.“ „Hmm, ok.“ Nichts anderes ist es, wenn ich als Fraktionsvorsitzender der SPD von Bürgermeister Georg Schmitz spreche. Ich spreche in meiner Funktion als Fraktionsvorsitzender über seine Leistung in der Funktion des Bürgermeisters, nicht über ihn als Person. Ähnlich wie Schüler können viele Erwachsene das leider immer noch nicht voneinander trennen. Kritik wird sofort auf die Person bezogen. Was stört die SPD so am Bürgermeister? Am schlimmsten ist aus unserer Sicht, das sich ständige „Enthalten“. Man kann Georg Schmitz als den Bürgermeister der „weißen Karte“ bezeichnen. Aus was für Gründen auch immer möchte er sich nicht festlegen, vielleicht weil er niemandem vor den Kopf stoßen will? Leider ist er nun aber in der Funktion, in der es Entscheidungen zu treffen gilt. Entscheidungen, die immer irgendjemandem nicht gefallen werden. Es ist ohnehin schon sehr schwierig, mit so vielen Fraktionen im Rat eine Entscheidung zu treffen, wenn der Bürgermeister sich dann auch noch aus allem raushält, führt das nur zu noch mehr Still- stand. So scheint es sich wie ein roter Faden durch die komplette Arbeit des Bürgermeisters durchzuziehen, der Bürgermeister möchte niemanden verärgern oder ihn vor den Kopf stoßen, also passiert nichts. Er möchte das nette Bild vom „Schorsch“, den jeder mag, der mit jedem gut auskommt, um jeden Preis erhalten. Als Bürgermeister kann er das leider nicht. Stellen wir uns einmal vor, die Polizei würde so handeln wie unser Bürgermeister, immer ein Auge zudrücken, alles abtuen, damit sie bloß jeder mag, was für ein Chaos das wäre. Am Anfang fänden wir es vielleicht noch gut, doch schnell würden wir merken, was für Probleme das verursachen würde. Nun ist es mit unseren Ratssitzungen aber leider so, dass es nie so wirklich viele Zuschauer gibt, außer die Bürgerinnen und Bürger sind direkt von etwas betroffen. Vielleicht kommen alle die, die den „Schorsch“ so gerne haben, einfach mal regelmäßig als Zuschauer zu den Ratssitzungen und schauen sich an, was er als Bürgermeister macht. Vielleicht trennen dann mehr Leute zwischen der Person des netten „Schorschs“ und der Funktion des Bürgermeisters. Ich wünsche Georg Schmitz persönlich alles Gute, uns aber wünsche ich eine Person in der Funktion des Bürgermeister, die eine Richtung vorgibt und sich nicht davor scheut auch unbequeme Entscheidungen zu treffen.