#1 von 400Tausend: Thomas Bäppler-Wolf

Mein Name ist Thomas Bäppler-Wolf und als ich 18 Jahre alt war, habe ich mich mit einer Frau verlobt. Zum Schein. Weil niemand wissen sollte, dass ich homosexuell bin.
Dass ich mich zu Männern hingezogen fühle, weiß ich schon immer. Dazu stehen durfte ich aber fast ein Vierteljahrhundert lang nicht. Ich bin in den 70er-Jahren aufgewachsen. Eine Zeit, in der Homosexualität noch verboten war und verurteilt wurde. Eine Zeit, in der zwei Männer nicht Hand in Hand über die Straße gehen konnten. Ein öffentlicher Kuss: unvorstellbar.
Mit 18 Jahren arbeitete ich als Tanzlehrer und kassierte eine Anzeige. Die Mutter eines minderjährigen Schülers fand heraus, dass ihr Sohn homosexuell ist. Sie war sich sicher: Das kann nur in der Tanzschule passiert sein. Sie warf mir vor, ihren Sohn verführt zu haben. Die Anzeige wurde zwar nach dem ersten Verhör eingestellt, doch mein damaliger Chef wollte unbedingt den Ruf seiner Schule retten. Also verlobte ich mich mit meiner Kollegin. Zum Schein. Sie war eingeweiht und wir verkündeten dies groß auf dem Abschlussball.
Damals war ich jung und nicht bereit, mich dem zu widersetzen. Das änderte sich aber schlagartig als ich mich mit Mitte 20 als Tanzlehrer selbstständig machte und mich dazu entschloss, auch Tanzkurse für homosexuelle Männer anzubieten.
Wenn ich heute gefragt werde, warum es den CSD überhaupt noch braucht, da die Ehe für alle bereits durchgesetzt wurde, dann antworte ich immer: Ich bin früher auf die Straße gegangen, damit wir heute diese Rechte haben. Und ich werde das solange tun, bis kein Mensch auf der Welt mehr für seine sexuelle Orientierung ermordet, verfolgt oder diskriminiert wird. Bis auch gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen. Bis sich keiner mehr wegen seiner Sexualität glaubt verstecken zu müssen. So lange werde ich meine Stimme erheben. Gemeinsam mit der SPD, die hinter der Community steht. Und genau deshalb ist sie auch meine Partei.
+++ Wir haben diese Geschichte bereits vor einem Jahr ausgespielt. Weil wir sie sehr berührend finden, wollten wir sie vor dem CSD in Berlin, der am Samstag stattfindet, nochmal mit euch teilen. +++
Thomas‘ ganze Geschichte findest du hier: